[...] Zu den wichtigsten Merkmalen ihres malerischen Stils gehören
das atmosphärisch dichte Kolorit ebenso wie die abstrahierende
Formensprache, die dem Gegenständlichen und Figurativen zwar immer
verpflichtet bleibt, die Aufmerksamkeit des Betrachters aber zugleich
in einem spannungsvollen Schwebezustand zwischen Konkretisierung und
Auflösung, zwischen Erscheinung und subjektiver Wahrnehmung
hält. In diesem Sinne ist auch die Bezeichnung “expressiver,
romantischer Realismus” zu verstehen, mit der Eva Lützenkirchen
einmal selbst ihren Malstil umschrieben hat. Keines der dargestellten
Motive -sei es bei den Stilleben, den Landschaften oder den
Porträts- zeigt präzise, fest umrissene Konturen, im
Gegenteil: Der Farbauftrag ist offen und fleckig, die Pinselstriche
sind keine exakt an die naturalistische Formenwiedergabe gebundenen
Gestaltungselemente. Die Bildfläche erinnert an einen Farbraum,
der sich aus abstrakten Strukturen einerseits und gegenständlich
lesbaren Formen andererseits zusammensetzt. So gelingt es Eva
Lützenkirchen, in ihren Bildern die jeweils eigene Poesie der
dargestellten Dinge, die Atmosphäre eines Ortes oder einer
Landschaft einzufangen und den besonderen Zusammenhang von Gegenstand
bzw. Figur und Umraum, von Natur und Architektur auf ganz eigene Weise
zum Ausdruck zu bringen. [...]
Ursula Merkel 2001