Petra Kortes Salz-Objekte sind künstlerische Beiträge zu einer Archäologie des Blicks, Ausgrabungen der sichtbaren Welt und ihrer Traumgestalt hinter den automatisierten Gewohnheiten, mit denen wird im Alltag über die Dinge hinwegsehen, um bestenfalls noch ihre Funktionalität wahr zunehmen.

Die Objekte spielen mit dem Diaphanen, dem Zauber der Hülle, mit denen die Natur wieder von den Artefakten des Menschen, von den Spuren des menschlichen Lebens Besitz zu ergreifen scheint. Wie die Dornenhecke aus dem Märchen wächst das Salz an (allzu)vertrauten aber auch fremden Gegenständen empor, verbirgt die Dinge, Namen, Worte und legt sie dabei zugleich für den Blick des Suchenden frei. Rückt die zarte, feingliedrige Hülle sie für die Sehgewohnheiten des Alltags vordergründig auf Distanz, binden die stillgestellten und von Kristallen magisch überwucherten Gegenstände das aufmerksame Auge und laden es ein, alte, intime Vertrautheit wiederherzustellen, die eine ursprüngliche Sicht prägte.

Durch die Muster der Kristalle fällt das Licht neu und vielfach gebrochen auf die Dinge, die weder ihren Gebrauch noch ihr Würde verbergen, eine Würde, die immer die Würde des Menschen ist, auf den sie verweisen.

Renzo Mauro

Fakten

Das weiße Gold, das Material von größter Reinheit – spielte in allen Kulturen eine wichtige Rolle: Das Salz als Konservierungsmittel und als Zahlungsmittel. Es bedeutete Reichtum und Machtfülle.

Unser Körper benötigt Salz zum Leben, es ist ein bewährtes Arzneimittel, unverzichtbares Gewürz als lebenswichtiger Mineralstoff und eignet sich Bestens zur Desinfizierung. Salz ist existentiell.

Prozessentwicklung

Ich fühle mich immer wieder angezogen von ungewöhnlichen wie alltäglichen Gegenständen,  aber einen wirklichen Bezug zu uns herzustellen, obwohl sie mit unser Leben formten. Ich jage gern, gehe gern auf Entdeckung: auf  Märkten jeglicher Art und an internationalen Orten, in Second Hand Läden, dem Sperrmüll auf der Straße, auf Schrottplätze , am Meer und im Wald. Ich muss Verlangen nach dem Gegenstand haben, er muss mich ansprechen.

Hieraus entstehen meine Serien wie ebenso Variationen eines Gegenstandes aus einem neuen, ästhetischen Blickwinkel, ob er nun neu, gebraucht, beschädigt oder einfach veraltet ist.

Ich entreiße den Gegenständen ihre eigene Identität und lasse sie in einer kristallinen Hülle einfrieren, indem ich den Zufall ‚bändige’.

Ähnlich wie bei Arman, entsteht mit diesen alten Gegenständen des realen Alltags und deren vergängliches Los eine quasi metaphysische, poetische und ästhetische Beziehung. Das (in Serie) hergestellte Industrieprodukt interessiert mich dann, wenn es nicht mehr im Gebrauch und für die Konsumgesellschaft nicht mehr verwertbar ist, aber auch, weil es Patina angenommen hat und durch die Benutzung im Dienste des Menschen gewissermaßen vermenschlicht, mit emotionaler Befrachtung behaftet ist. Gegenstände wie ein Telefonbuch oder einem Schuh werden zum Symbol. Kaum der Gegenwart entrissen, schon zum Relikt mutiert, wie aus einer fernen Zeit.

So entstehen im Atelier durch Sammeln und Bearbeiten die Archivierung von kristallinen Fragmenten. „Das ‚objet trouvé’ wird durch seine Hülle in einen Raum des Traums’ versetzt, in dem eine neue räumliche Gestalt- das Salz-Objekt- entsteht.