-Textfragmente
und Ideen-
Seit 1993
beschäftige ich mich mit dem Zeichnen als gestalterisches Medium.
Die Initiation fand während eines künstlerischen
Orientierungsjahrs und hier besonders durch meinen Lehrer, den
kürzlich verstorbenen Beuys-Schüler Winfried Bodemer, statt.
Über die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen
künstlerischen Methoden/Medien, der Photographie, Aquarell- Acryl-
und Ölmalerei, Drucktechniken usw. filterte sich die
Leidenschaft/Interesse für das „Autonome Zeichnen“ heraus.
Die in der
Ausstellung gezeigten Zeichnungen sind das Ergebnis eines über
zehnjährigen Schaffens. Wichtigste Auseinandersetzung
bestand in einer engen Verbindung mit meinem Lehrer Winfried Bodemer,
der mir als künstlerischer Berater in meiner Entwicklung bis zu
seinem Tode zur Seite stand.
-Strategien-
Ausgangspunkt
meiner Zeichnungen sind in den meisten Fällen Objekte, die ich aus
meinen Objektboxen heraushole. Durch die Zerstörung und
Zergliederung der Gegenstände und der somit stattfindenden
Entmachtung der Materie öffne ich mich dem Intuitiven, dem
Unerwarteten. Die Orientierung am Objekt wird im Laufe des
Gestaltungsprozesses aufgehoben. Ich arbeite zugunsten der Zeichnung.
Deshalb sind Objektreste in meinen Zeichnungen aus zu machen und auf zu
spüren.
Über die
Strategie der Zerstörung von Objekten hinaus geht es um das
Ausschalten der Kopfkontrolle. Gesicherte und verkopfte Systeme werden
über Strategien, wie Schlafentzug, Ablenkungen, permanente
Gedankenloops aufgehoben. Zufälle zulassen und Abweichungen als
Qualitäten erkennen ist der Weg in das „Neue“. Bildungssysteme
lockern sich, lehren jedoch immer noch nach dem Prinzip „Nachahmungen
werden belohnt - Abweichungen bestraft“.
Ja, Ja. Zeichnen
bedeutet Striche auf einer Fläche anbringen. Elaborierter
formuliert: Zeichnen ist eine Tätigkeit zur Herstellung und
Organisation von Linearen Gebilden auf einer Fläche. Der
wichtigste Begriff in dieser Definition über das Zeichnen ist
„Organisation“. Gestaltungsweisen nicht als Dogma, sondern als
Möglichkeit begreifen. Vitale und bewegliche Systeme der
Organisation sind:
„Konzentration
und Dezentration“: Sachen bestimmen/betonen jedoch auch weglassen.
Zeichnen heißt auch weglassen.
„Asymmetrie“:
oben anders als unten, links anders als rechts.
„Variationen im
Duktus“: Lässt Räumlichkeit entstehen.
„Abweichungen“:
Öfter mal ein Schritt daneben.
Abweichungen
zulassen, nicht zensieren und destruktiv reagieren
„Unfälle
bauen“: Unvorhergesehenes provozieren und zulassen darauf interessiert
reagieren.
„Konkav und
Konvex“: Aus Beulen und Dellen lassen sich u.a. organische Konturlinien
gestalten.
„Wahrnehmungsroutinen
stören“: erzeugt Ausbildung sensibler Wahrnehmungskräfte – es
kann Bewusstheit in und über Wahrnehmung entstehen-. Weckt
Interesse, lässt aufmerken.
Heute so morgen
anders, lebendig und vital, nicht langweilig und kulturdepressiv.
Unterschiedlich behandeln, nicht einsilbig denken und abgeflacht
fühlen.
-Textfragmente
und Ideen-
Autonom
heißt hier, dass das Zeichnen kein „Schulungsbehelf“ ist, also
nicht als Mittel auf dem Weg zum eigentlichen Kunstwerk verstanden
wird, sondern als ein eigenständiges künstlerisches Medium.
Es liegt die Betonung auf dem Eigenwert von Zeichnungen. Eben „Autonom“.
Die wichtigste
Eigenschaft des Zeichnens ist ihre Unmittelbarkeit und
Spontanität. Vertrackte und komplexe künstlerisch/technische
Prozesse liefern tolle und beeindruckende Ergebnisse, verwischen jedoch
Persönliches. Der Prozess als solcher verdrängt ein direkten
und unmittelbaren Bezug zwischen der vitalen Person, dem Prozess und
letztlich dem Produkt.
Auch das
Fragmentarische ist der Zeichnung eigen.
Das andeuten
einiger weniger Striche überlässt es der Phantasie des
Betrachters, Gegenstände Figuren oder Szenen in der Konfrontation
mit der Zeichnung zusammen zu setzen. Das graphische Gebilde wird in
der Wahrnehmung des Rezipienten erst zum Leben erweckt.
Am aller
wenigsten geht es beim Zeichnen um das „Was“ sondern vielmehr um das
„Wie“.
- Text -
In meinen
Zeichnungen sind Reste von Objekten erkennbar. Das liegt daran, das ich
bei meine Zeichnungen vom Objekt ausgehe. Die Objekte oder
Objektarrangements dienen mir als Orientierung bei dem anfertigen der
Arbeiten. Im Verlauf des Zeichenprozesses verlasse ich diese Objekte
zugunsten einer freien Arbeit an meinen Zeichnungen. Die Zeichnungen
können in diesem Sinne auch als „freie Zitate“ betrachtet werde.